30. August 2019
In den Jahren der Regierungszeit des „Alten Fritz“, Friedrich II oder Friedrich der Große genannt (1740 –1786), wurden altgediente Soldaten für ihre Treue zum König mit einem Stück Ackerland und einer kleinen Kate belohnt. So auch auf dem heutigen Teil Steinstückens. Als Merkmal der kleinen Ländereien waren die typischen, in der Mark Brandenburg noch häufig anzutreffenden Abmessungen zu sehen. Diese Grundstücke maßen nicht mehr als 16 Meter in der Breite, hatten aber eine Tiefe von bis zu 200 Metern. Vorn an der Straße stand, mit einem kleinen Vorgarten versehen, das mit einem Geschoß erbaute Lehmhaus oder ein Haus aus gebrannten Abrißsteinen, welches fast die gesamte Breite des Grundstückes einnahm. Bekannt geworden sind diese Bauformen als Kossetenhäuser. Kosseten = Kleinbauern. In Steinstücken sind noch zwei Häuser dieser Form zu sehen. Um die Jahrhundertwende waren noch mehrere dieser Haustypen in Steinstücken, weil dieser Teil von der Potsdamer Heide umgeben war. Zusätzlich wurde eine Kiesgrube und eine Lehmkuhle genutzt. Auf einer Landkarte aus dem Jahre 1780 ist bei der Flurbezeichnung Steinstücken ausdrücklich vermerkt worden „Gehört zu Stolpe“. Damals war also Steinstücken eine Exklave Stolpes (am Stölpchensee) in dem der Stadt Potsdam gehörenden Gebiet. Der Kohlhasenbrücker Architekt und Landschaftsgärtner Bernhard Beyer, ließ auf dem Steinstückener Acker eine Landhauskolonie anlegen, bei dem auch der bekannte Architekt Erich Mendelsohn 1887 –1953 mitwirkte. ( Das Haus in der Bernhard-Beyer-Str. 12) 1920 wurde Steinstücken gemeinsam mit Wannsee, dessen Exklave sie war, nach Groß-Berlin eingemeindet, obwohl sie rings von Brandenburger Land umschlossen war, und es nahe gelegen hätte, sie in das unmittelbar angrenzende Babelsberg einzugliedern. So kam es, daß der kleine Ort im Jahre 1945 ein Teil des „amerikanischen Sektors“ von Berlin wurde, während das Land drum herum zur „Sowjetischen Besatzungszone“ gehörte. Ein ca. ein Kilometer breiter Streifen sowjetisch besetzten Gebietes trennte Steinstücken von dem westlichen Teil Berlins, dem Bezirk Zehlendorf. Das war für die ca. 170 Einwohner recht unbequem. Kein Omnibus durfte bis dorthin fahren. Nach dem Mauerbau am 13. August 1961 wurde jeder, der von West-Berlin durch den einzigen von der DDR bewachten Zugang nach Steinstücken wollte, beim Verlassen westlichen Bodens und unmittelbar vor dem Betreten der damaligen Exklave von dem Grenzkommando der Nationalen Volksarmee kontrolliert. Passieren durfte nur, wer dort seinen Wohnsitz hatte, oder als Bürger mit zweitem Wohnsitz gemeldet war. Besucher mit einem westdeutschen Reisedokument wurden abgewiesen. Ebenso geschahen die Kontrollen bei dem umgekehrten Weg von Steinstücken nach Kohlhasenbrück. Durch die Beharrlichkeit und die große Initiative des leider bereits verstorbenen Dr. Werner Mittelbach konnte Steinstücken trotz der massiven Schikanen ausharren. Er war einer der mutigen Männer, welche sich bis zum Berliner Stadtkommandanten General L. Clay vorwagten und um Beistand für Steinstücken baten. General L. Clay ließ daraufhin einen Stützpunkt der US-Militärpolizei in Steinstücken einrichten. Die aus drei Soldaten bestehende Mannschaft wurde wöchentlich abgelöst und durch einen Hubschrauber der amerikanischen Streitkräfte ein – und ausgeflogen. Durch die Vereinbarung über den Gebietsaustausch, die am 20. Dezember 1971 getroffen wurde, erhielt Steinstücken eine unmittelbare Verbindung mit West-Berlin. Als Tauschobjekt dienten kleine unbewohnte Ackerflächen, die u.a. in den Nuthe Wiesen bei Potsdam lagen, und eine gehörige Portion Geld. Man sprach von 2 Millionen. Die neu geschaffene Verbindungsstraße wurde am 30. August 1972 eingeweiht und dem freien Verkehr übergeben. GK/72